Dengue Fieber: Impfstoff made in Germany
Takeda hat in Singen (Baden-Württemberg) den Neubau für die Wirkstoffherstellung seines Dengue-Impfstoffs eingeweiht. Herzstück des neuen Gebäudes, in das der japanische Pharmariese rund 300 Mio. Euro investiert hat, ist die Produktion, in der der Wirkstoff der Impfung zum Schutz vor dem Dengue-Fieber entstehen wird.
Christophe Weber, Präsident und CEO von Takeda mit Hauptsitz in Tokyo, Japan, ließ es sich nicht nehmen, an der feierlichen Zeremonie zur Gebäudeeinweihung am 18. Juli persönlich teilzunehmen. Während Winfried Kretschmann, der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg sich per Videogruß einbrachte, war das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz durch Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin vertreten.
Dabei ist die japanische Großinvestition in eine europäische Produktionsanlage keine Selbstverständlichkeit und stärkt den traditionellen Standort Singen. Das sieht auch der Standortleiter Dr. Dirk Oebels so: "Unser Dengue-Impfstoff macht den Standort zukunftssicher. Wir vergrößern und transformieren ihn. Die Produktion eines komplexen Impfstoffs schafft hochqualifizierte Arbeitsplätze. Damit bieten wir Weiterentwicklungs-möglichkeiten für unsere eigenen Mitarbeiter, werden als Arbeitgeber noch attraktiver und ziehen neue Fachkräfte an."
An der Produktionsstätte in Singen arbeiten derzeit rund 1.100 Mitarbeiter. Der Dengue-Impfstoff von Takeda wird zukünftig komplett in Singen hergestellt, abgefüllt, verpackt und global versandt – damit ist er zu 100% "Made in Germany". Über 300 Mio. Euro hat Takeda in den letzten Jahren investiert, um den Standort Singen für die Herstellung seines Dengue-Impfstoffs vorzubereiten. Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes sind nun die Voraussetzungen für alle Produktionsschritte vor Ort gegeben: Im Erdgeschoss befinden sich ein Bezugsbereich mit Büros und Konferenzräumen sowie ein Materiallager. In der ersten Etage liegt die sogenannte Gowning Area, in der die Mitarbeiter ihre Alltagskleidung mit der sterilen Produktionsbekleidung tauschen. Nach dem Einschleusen geht es in die Reinräume im Stockwerk darüber.
Auf über 2.000 m² stehen zwei Produktionslinien mit jeweils drei verschiedenen Räumen. Im ersten bieten Inkubatoren die idealen Wachstumsbedingungen für die Wirtszellen, die im zweiten Raum mit den Impfstoff-Virusstämmen infiziert werden. Unter höchsten Sicherheitsstandards vermehren sich die Viren im großen Maßstab und werden dann im dritten Raum von den Zellenüberständen abgetrennt und gereinigt. Danach wird der Wirkstoff zum Zwischenlagern eingefroren, bis er bei der Produktion des finalen Impfstoffs im Gebäude nebenan zum Einsatz kommt.
Dort, in dem bereits im November 2019 eröffneten Produktionsgebäude, das über eine Brücke erreichbar ist, wird der Wirkstoff anschließend zum eigentlichen Impfstoff verarbeitet – die Schritte der Formulierung, Abfüllung, Gefriertrocknung und Fertigstellung des Dengue-Impfstoffs erfolgen unter engmaschiger Qualitätskontrolle mit vielfältigen analytischen Verfahren. Der Verpackungsprozess ist mit kollaborierenden Robotern hochautomatisiert. Auch in der Lagerhaltung kommen mobile Roboter zum Einsatz, die auch die Lastwagen autonom beladen.
"Die Hälfte der Weltbevölkerung ist heute dem Risiko ausgesetzt, sich mit dem Dengue-Virus zu infizieren. Durch den Klimawandel und die Urbanisierung steigt die weltweite Inzidenz weiter an", sagt Oebels. Dengue ist laut WHO eine der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit: Rund 400 Millionen Menschen weltweit infizieren sich jährlich mit dem Dengue-Virus. Dengue wird von Mücken übertragen und kommt vorrangig in den Tropen und Subtropen vor. Doch auch in Teilen Europas wurden bereits Fälle verzeichnet. Durch Globalisierung, Urbanisierung und Klimawandel hat sich das Dengue-Virus in den vergangenen Jahren immer weiter verbreitet.
Baden-Württemberg wird mit der Produktionsstätte zu einem weltweiten Drehkreuz für den Dengue-Impfstoff. Vermutlich waren es die Erfolge der Impfstoffentwicklung gegen COVID-19 und deren milliardenfache Herstellung, die das japanische Unternehmen für den Standort eingenommen hat. Doch Takeda in Deutschland gehört mit rund 2.300 Mitarbeitenden schon länger zu den weltweit größten Landesgesellschaften von Takeda. Mit einer hochautomatisierten, datenvernetzten Produktionsstätte, die in Echtzeit zu jedem Schritt der Herstellung eine hochaufgelöste Lagebeschreibung liefert, hat Singen ein ganz praktisches Beispiel für Standortmarketing abgeliefert.
Christophe Weber, der in seinen Anfangsjahren als CEO von Takeda vor gut 10 Jahren von vielen Japanern kritisch beäugt worden war, hat nicht nur in Tokyo Standfestigkeit bewiesen, sondern setzt mit einer europäischen Produktionsstätte ganz bewusst auf eine Globalisierungsstrategie in gleichermaßen hochentwickelte Länder um von dort den regionalen aber auch den Weltmarkt zu bedienen.
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